Michelangelo Buonarotti

1475 -  1564

 

 

In Übersetzungen von

Hermann Grimm

 

 

Der goldne Kranz, sieh, wie er voll Entzücken

Das blonde Haar mit Blüten rings umfängt;

Es darf die Blume, die am tiefsten hängt,

Den ersten Kuß auf deine Stirne drücken.

 

Wie freudig dies Gewand den langen Tag

Sich um die Schultern schließt und wieder weitet

Am Hals zu dem das Haar herniedergleitet,

Das dir die Wangen gern berühren mag.

 

Sieh aber nun, wie mit verschränkten Schnüren

Nachgiebig und doch eng das seidne Band

Beglückt ist, deinen Busen zu berühren.

 

Der Gürtel spricht: Laß mich die Lust genießen,

Daß ewig meine Haft dich so umspannt –

Wie würden da erst Arme dich umschließen!