1475 - 1564
Hermann Grimm
Der goldne Kranz,
sieh, wie er voll Entzücken
Das blonde Haar mit Blüten
rings umfängt;
Es darf die Blume, die am
tiefsten hängt,
Den ersten Kuß auf deine
Stirne drücken.
Wie freudig dies Gewand den
langen Tag
Sich um die Schultern schließt
und wieder weitet
Am Hals zu dem das Haar
herniedergleitet,
Das dir die Wangen gern
berühren mag.
Sieh aber nun, wie mit
verschränkten Schnüren
Nachgiebig und doch eng das
seidne Band
Beglückt ist, deinen Busen zu
berühren.
Der Gürtel spricht: Laß mich
die Lust genießen,
Daß ewig meine Haft dich so
umspannt –
Wie würden da erst Arme dich
umschließen!